Von Karl Hermann Schlosser
Es war gewagt,
die kleine Bläserserenade in
Es-Dur op. 7 des 16-jährigen
Richard Strauß, nach dessen
eigenem späteren Urteil
„nicht mehr als die respektable
Arbeit eines Musikstudenten“,
in Wirklichkeit aber
doch ein für Bläser überaus
anspruchsvolles Werk, ins
Programm des neunten Jahreskonzerts
des Symphonieorchesters
der Musikschule
Beckum-Warendorf aufzunehmen,
das am Sonntag im
nahezu voll besetzten Theater
am Wall stattfand. „Zusammen
schwelgen sie in
warmem Wohlklang“,
schwärmte der Dirigent und
Orchestermanager Ulrich
Witt in einer wunderbaren
Analyse dieser Serenade von
dem Zusammenspiel der 13
Bläser. Hiervon war im Konzert,
das mit diesem Frühwerk
von Richard Strauß
eingeleitet wurde, leider nur
wenig zu spüren.
Umso überzeugender die
Interpretation der nachfolgenden
Peer-Gynt-Suite Nr.
1 von Edvard Grieg, in der
besonders die Streicher mit
sauberer Intonation und
sensibler Bogenführung hervorstachen.
Im zweiten Satz,
„Ases Tod“ (Andante dolorosa),
der exklusiv den Streichern
vorbehalten ist, beeindruckten
sie durch ungemein
zurückhaltende, innige
Zartheit und homogenen
Klang: Musik vom Feinsten!
Im 4. Satz, „In der Halle des
Bergkönigs“ (Alla marcia e
molto marcato), gelang es
dem Dirigenten Michael
Lempik perfekt, die von Natur
aus zur Dominanz neigenden
Bläser gebührend
zurückzunehmen und in ein
ausgewogenes Verhältnis zu
den Streichern zu setzen.
Nach der Pause musste das
Publikum lange auf die angekündigte
Symphonie Nr. 6
C-Dur, D 589, die sogenannte
„kleine C-Dur-Sinfonie“
von Franz Schubert, warten.
Denn zunächst gab es eine
ungewöhnlich ausführliche,
sehr ins Detail gehende Einführung
in dieses Werk
durch Dr. Winfried Grohe,
die vielleicht doch sinnvoller
ins gedruckte Programm gepasst
hätte.
Aber dann wurde dasWarten
belohnt durch eine überzeugende
Aufführung dieses
weithin unterschätzten
Werks. Hinreißend hier besonders
der 3. Satz (Scherzo)
und das großartige Finale
(Allegro molto), in welchem
Schubert sich stilistisch stark
von dem zu seiner Zeit auch
in Wien gefeierten Opernkomponisten
Gioachino
Rossini inspirieren ließ, ohne
dabei seinen eigenen Stil
zu verleugnen.
Das Publikum dankte mit
viel Applaus für einen spannenden
Konzertabend und
wurde mit einer schwungvollen
Zugabe, Antonin Dvoráks
Slawischem Tanz op. 46
Nr. 8 in g-Moll,